Tools für anonymes Surfen trotz Canvas Fingerprinting

internetDie reale und die digitale Welt sind sich gar nicht so unähnlich: auch im World Wide Web hinterlassen wir Spuren und Fingerabdrücke. Diese sind der Grund für einen neuerlichen Aufruhr unter Datenschützern. Mit sogenannten Canvas Fingerprinting-Techniken sind Online-Nutzer auch ohne die bisher üblichen Cookies identifizierbar. Bisher war es stets möglich, durch das Löschen dieser Mini-Dateien seine digitalen Spuren zu verwischen, diese Zeiten sind vorerst vorbei, denn gegen Canvas Fingerprinting hat man mit normalen Mitteln keine Chance.

Opt Out-Cookies und Add-Ons:

Handelsübliche Browser sind (noch) nicht in der Lage, mittels Einstellungen einen Schutz vor dieser neuen User-Tracking-Methode zu bieten. Hierfür benötigt es das eine oder andere Tool, damit man nicht zum Opfer übermäßiger personalisierter Werbung wird, wofür Canvas Fingerprinting hauptsächlich genutzt wird.

Eine Möglichkeit stammt vom Hauptverantwortlichen für Canvas Fingerprinting selbst: AddThis. Dieser bietet mit seinen Opt-Out Cookies an, ein Cookie auf dem Computer zu speichern, welches die Weitergabe von User-Tracking Daten verhindert. Hierbei gibt es aber einiges zu beachten. Eine Aufzeichnung dieser Daten findet nämlich trotzdem statt. Außerdem ist man wohl oder übel gezwungen, wenn man seine Browserdaten löscht, den Browser wechselt oder einen neuen Computer benutzt, sich erneut um den kleinen Helfer zu kümmern. Vergisst man diesen kurzen Handgriff, ist man schnell wieder Opfer der Datensammler. Ein vergleichbares Cookie wird übrigens auch von Google angeboten, um sich Google Analytics zu erwehren. Auf aboutads.info hat man die Möglichkeit, sich gleich mehrere Opt Out Lösungen herunterzuladen, um umfassend gewappnet zu sein. Wie der Name schon sagt, ist diese Lösung selbst ein Cookie, welches genehmigt werden muss.

Natürlich haben auch findige Programmierer bereits eine Lösung für das Problem parat. Mit dem Tool Privacy Badger haben Sie die Möglichkeit, mit Schiebereglern einzustellen, wie viel jeder Tracker mit Ihrem privaten Surfverhalten machen darf. Das Programm lässt sich als Erweiterung in Browsern wie Chrome oder Firefox implementieren und ist intelligent genug, harmlose Cookies von Fingerprinting-Methoden zu unterscheiden. Zum Redaktionsschluss befindet sich das Tool noch in der Beta-Phase, verfügt also noch nicht über alle angestrebten Schutzmöglichkeiten und Funktionen, aber auch diese Vorab-Version arbeitet bereits effizient und wird in Anbetracht der Thematik nicht mehr lange bis zur Fertigstellung brauchen.

Mit NoScript liegt ein Tool, speziell konzipiert als Firefox-Erweiterung, vor. Dieses blockiert die Ausführung von JavaScript aus Seiten, die nicht als vertrauenswürdig eingestuft werden, automatisch. Sichere Seiten, wie beispielsweise die des Homebanking-Anbieters sind davon nicht betroffen. Welche Seiten als vertrauenswürdig gelten und welche nicht, das bestimmen Sie allein. In einer entsprechenden Einstellung lassen sich nach dem sogenannten Black-/Whitelist Prinzip Listen anlegen, nach denen sich das Programm in seiner Funktion richtet. Neben unerwünschter Werbeplatzierung schützt NoScript auch vor Sicherheitslücken auf Webseiten.

Radikalere Schritte:

Viele Internetnutzer sind sich der hier beschriebenen Problematik nicht bewusst, nehmen personalisierte Werbung als gegeben hin und surfen einfach weiter. Natürlich kann man sich, was Werbung betrifft, einfach mit einem Scheuklappenblick durch das Internet bewegen. Das erfordert etwas Übung und ist und bleibt aber datenschutztechnisch bedenklich. Wer gänzlich gegen Canvas Fingerprinting gefeit sein will, der deaktiviert JavaScript einfach jedes Mal, bevor er den Browser öffnet. Dieser Schritt mag radikal in seiner Ausführung sein, schützt aber letztlich sehr effizient. Allerdings sollte man sich vorher klarmachen, dass man damit einige Seiten im Internet für nicht mehr besuchbar erklärt, da sie sich ohne JavaScript entweder gar nicht oder nur sehr stark eingeschränkt anzeigen lassen.

Entscheidung Komfort vs. Privatsphäre:

VirenscannerAm Schluss bleibt eine Entscheidung offen: will man den Schutz seiner Privatsphäre beim Surfen im Internet gewahrt wissen oder dieser Angelegenheit zugunsten von mehr Komfort bzw. Usability keine Beachtung schenken? Eines auf jeden Fall sollte für Sie kein Hinderungsgrund sein, die Einstellung ihrer Schutztools. Wer sich damit überfordert fühlt oder sich bei der Einrichtung professionelle Unterstützung holen möchte, findet auch im Netz den geeigneten Spezialisten.